Sikjm: Vortrag von Jakob Tanner "Die Apfelschuss-Story: der Tell-Mythos und seine Mystifikationen", 24. Oktober in Zürich

Die Apfelschuss-Story: Der Tell-Mythos und seine Mystifikationen. Ein Vortrag von Jakob Tanner

Im Rahmen von «Zürich liest» hält der renommierte Historiker Jakob Tanner im SIKJM einen Vortrag zum Tell-Mythos und seinen Adaptionen in der Kinder- und Jugendliteratur. Der Tell-Mythos ist eine erfundene Geschichte. Als Sage vom Kampf gegen Gessler, von Mut, Flucht und Rettung hat sie eine fulminante Karriere auf allen Kontinenten durchlaufen, bis hinein in die jüngere Kinderliteratur der Schweiz: Überlegungen zu einem kreativen Umgang mit mythischen Erzählungen. Wilhelm Tell, multimedialer und globaler Weltstar, gehört zum hochwertigen kulturellen Kapitalexport der Schweiz. Im Tell-Mythos sind politische Grundlektionen enthalten, die auch für das Nachdenken über die heutigen Probleme der Demokratie von Bedeutung sein können. Umso stärker fällt auf, wie sehr Wilhelm Tell anfällig ist für simple Mystifikationen. Rechtsextreme und Nationalkonservative spannen ihn vor ihren Karren, um reaktionäre Ideologien zu transportieren. Tell war und ist aber auch in der Linken beliebt, wo er das Recht auf Rebellion und den Widerstand gegen Herrschaft verkörpert. Gerade die Tatsache, dass es Wilhelm Tell nie gegeben hat, macht ihn anfällig für Vereinnahmungen aus allen Richtungen. Und immerzu bewegt er sich leichtfüssig zwischen nationaler Fixierung und internationaler Zirkulation. Der Vortrag von Jakob Tanner im SIKJM mit anschliessender Diskussion folgt dieser produktiven Fiktion durch die Jahrhunderte. Mittwoch, 24. Oktober 2018, 18.30 bis 19.30 Uhr SIKJM-Bibliothek, Georgengasse 6, 8006 Zürich Eintritt frei, Reservation unter info@sikjm.ch.